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Ratgeber

Kompasse » Die analoge Variante zu GPS-Geräten

Kompasse haben im Zeitalter mobiler GPS-Geräte, Online-Navigationsdienste und Smartphones keinesfalls ausgedient. Es gibt nach wie vor Anwendungsbereiche, in denen der Einsatz der richtungsweisenden Instrumente erforderlich oder zumindest praktikabel ist. Welche das sind und wie Kompasse funktionieren, erfahren Sie unserem Ratgeber.



Der Kompass damals und heute

Ein Kompass ist ein auf Magnetismus beruhendes Messinstrument, das es ermöglicht, sich anhand der Himmelsrichtungen zu orientieren. Schon vor Jahrtausenden, als es noch keine ausgefeilten technischen Hilfsmittel zur Navigation gab, richteten sich die Menschen nach dem Stand der Sonne und bestimmter Sterne, um auf Reisen den richtigen Weg zu bestimmen. So wurde der älteste bekannte Kompass zum Anvisieren des Polarsterns genutzt, um davon ausgehend die Himmelsrichtungen abzuleiten. Zu vorchristlicher Zeit war den Menschen bereits bekannt, dass sich eisenhaltige Steinsplitter stets in Nord-Süd-Richtung ausrichteten. Mit der späteren wissenschaftlichen Erforschung des Magnetismus wurde schließlich nachgewiesen, dass Eisen in einer definierten Art und Weise auf den Einfluss eines Magnetfeldes reagiert. Das führte letztlich dazu, dass magnetische Materialien eingesetzt wurden, um Richtungen und Standorte anhand des Magnetfeldes der Erde zu ermitteln. 

Obwohl Ortungssysteme wie GPS (Global Positioning System) eine immer bedeutendere Rolle spielen, werden Magnetkompasse heute noch genutzt. Sie kommen als Navigations- und Kontrollinstrumente auf Schiffen und in Flugzeugen zum Einsatz und finden verstärkt bei Outdoor-Aktivitäten wie Geocaching, Wandern oder Wassersport Verwendung. Neben der Bestimmung der Himmelsrichtung kann man mit etwas topografischem Grundwissen seinen eigenen Standort ermitteln, Richtungen einhalten und Hindernisse umgehen, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren. Ein Vorteil von Magnetkompassen im Vergleich zu GPS-Systemen ist, dass sie analog funktionieren und daher ohne Stromquelle auskommen. Das ist auch ein Pluspunkt gegenüber Smartphones oder Tablets, die mit einem digitalen Kompass in Form eines Sensors ausgestattet sind. Hier ist die Kompassfunktion an die Funktionsfähigkeit des Mobilgeräts gebunden. Im Gegensatz dazu sind Magnetkompasse in jeder Situation autark einsetzbar. 



So ist ein Magnetkompass aufgebaut

Die ersten Kompasse, die nachweislich zum Navigieren genutzt wurden, waren nasse Kompasse. Sie bestanden aus einer kleinen ferromagnetischen Nadel, die auf einer Flüssigkeit schwamm und sich frei drehen konnte, um sich am Magnetfeld der Erde auszurichten. Bekannt waren nasse Kompasse sowohl in China als auch in Europa, allen voran im antiken Griechenland. Die chinesische Variante richtete sich allerdings nach Süden statt nach Norden aus. 

Eine Weiterentwicklung des nassen Kompasses ist der trockene Kompass. Hier schwimmt die Nadel nicht in Flüssigkeit, sondern lagert frei beweglich auf einem festen Stift. Mit der Ergänzung um eine 360°-Skala war die Grundausführung des heute noch verwendeten Magnetkompasses sozusagen erfunden. Die Konstruktion wurde in Laufe der Zeit weiter verfeinert und in ein festes Gehäuse eingebaut, was es Seefahrern ermöglichte, den Kompass fest auf dem Schiff zu stationieren. Nach einer Idee von Leonardo da Vinci wurde der Kompass schließlich kardanisch aufgehängt, damit er zum Beispiel auf See immer parallel zur Erdoberfläche steht. 

Bei heutigen Kompassen liegt die Nadel auf einem Träger aus hartem Edelstein wie Rubin oder Saphir, um eine reibungsarme Lagerung zu ermöglichen. Das stellt sicher, dass sich die Nadel bei Einwirkung des Magnetfelds ungehindert drehen kann. Am Gehäuse oder Zeiger befindet sich eine Winkelskala zum Ablesen. Die Kompassrose ist meist in 360° eingeteilt und nach rechts im Uhrzeigersinn drehend ausgerichtet, wobei in manchen Ländern auch linksdrehende Skalen üblich sind. Häufig ist die Nadel an der nach Norden weisenden Seite farblich markiert und/oder fluoreszierend beschichtet. 



Das ist beim Umgang mit einem Magnetkompass zu beachten

Es gibt eine Reihe von Faktoren, die beim Umgang mit einem Magnetkompass zu beachten sind. Zum einen sollte man wissen, dass der geografische Nordpol dem magnetischen Südpol entspricht. Hintergrund ist der, dass sich bei Magneten immer die gegensätzlichen Pole anziehen. Das wusste man früher noch nicht. Stattdessen benannten die Menschen das Ende der Nadel, das gen Norden zeigte, nachvollziehbarerweise als Nordpol. Da das Erdmagnetfeld dynamisch ist, sind die magnetischen Pole permanent in Bewegung und haben sich im Verlauf der Erdgeschichte schon einige Male umgepolt. 

Ebenso veränderlich ist die Richtung des Magnetfelds im Raum. Diese wird im Wesentlichen durch zwei Winkel bestimmt: die Inklination und die Deklination. Die Deklination, auch Missweisung genannt, ist der Winkel zwischen Magnetfeldrichtung und geographischer Nordrichtung. Dieser kommt dadurch zustande, dass die Drehachse der Erde nicht mit der Achse des Magnetfelds übereinstimmt. Aus diesem Grund weist die Kompassnadel nicht exakt in den geografischen Norden. Die Inklination beschreibt den Winkel, in dem die schematischen Linien des Erdmagnetfelds auf die Oberfläche der Erde treffen. Hintergrund ist der, dass die Feldlinien nicht parallel zur Erdoberfläche verlaufen, sondern um einen bestimmten Wert geneigt (lat. inclinare „neigen“). Die Abweichung fällt unterschiedlich groß aus, je nachdem, an welchem Ort der Welt man sich befindet. Auf der Nordhalbkugel ist die Inklination positiv, auf der Südhalbkugel negativ. An den magnetischen Polen liegt sie bei 90°. Nur am Äquator verläuft das Magnetfeld parallel zur Erdoberfläche, weswegen die Inklination hier exakt null beträgt. Deklination und Inklination müssen beim Navigieren ausgeglichen werden und sind daher auf Karten angegeben. Da sich die Werte ständig verändern, sind die Angaben mit einem Datum versehen. 

Des Weiteren kann es durch Einflüsse anderer Magnetfelder zu Fehlanzeigen eines Magnetkompasses kommen, hervorgerufen beispielsweise durch Starkstromleitungen, Lautsprecher, Trafos oder Elektromotoren. Derartige Abweichungen werden Deviation genannt. Auf Schiffen und Flugzeugen gibt es komplizierte Vorschriften und Prozeduren, um solche Beeinflussungen auszugleichen oder zurückzurechnen. Weitere Messfehler können durch starke Beschleunigungen entstehen. Hochwertige Magnetkompasse besitzen daher mit Flüssigkeit gefüllte Kapseln, in denen Nadeln oder Skalen schwimmend gelagert sind, damit sie nicht auf jeden mechanischen Einfluss reagieren.



Kaufkriterien für Kompasse – worauf kommt es an?

Beim Kauf eines Kompasses spielen vor allem konkrete Ausstattungsmerkmale und technische Parameter eine Rolle. Es empfiehlt sich, auf ein robustes und nach Möglichkeit wasserdichtes sowie korrosionsbeständiges Kunststoff- oder Metallgehäuse zu achten. Da ein Kompass naturgemäß im Freien verwendet wird, ist er allerhand Beanspruchungen ausgesetzt, denen er standhalten muss. Ein geringes Eigengewicht ist von Vorteil, wenn der Kompass mobil genutzt wird.

Ein wichtiger Faktor ist die Skaleneinteilung. Am gängigsten sind Kompassrosen in Gestalt eines Vollkreises mit 360°-Aufteilung. Nord, Ost, Süd und West sind im Uhrzeigersinn und in einem Abstand von 90° angeordnet. Feineinteilungen sind vorrangig in Strich angegeben. Bei Kompassen, die in der Nautik verwendet werden, ist ein Vollkreis mit 32 Strich üblich, im Militärwesen ein Vollkreis mit 6400 Strich. Ein Einteilungsstrich entspricht meist 2 bis 5°. Im Vermessungsbereich nutzt man dagegen Gon bzw. Neugrad – ein Dezimalsystem, das einfachere Berechnungen ermöglicht. Ein Vollkreis entspricht 400 Gon

Kompasse, die mit Spiegeln in der Klappabdeckung und Visiereinrichtungen ausgestattet sind, bieten die Möglichkeit, nicht nur die Himmelsrichtung, sondern auch die Marschzahl zu bestimmen, deren Angabe bei der Bewältigung von Wanderrouten von Bedeutung ist. Grundsätzlich eignen sich Spiegelkompasse gut für die Kernorientierung, beispielsweise beim Wandern, Bergsteigen oder beim Wassersport. Sie haben zwei große Vorteile. Zum einen kann man bei aufgeklapptem Spiegel sowohl die Nadel als auch das Zielobjekt im Auge behalten, zum anderen kann der Spiegel dazu genutzt werden, Lichtsignale durch Reflexion des Sonnenlichts auszusenden, etwa zu Kommunikationszwecken oder in einer Notsituation.

Viele Kompasse ermöglichen es, mithilfe entsprechender Markierungen auf dem Kompassgehäuse Winkelmessungen durchzuführen. Einige Modelle verfügen über zusätzliche Messnadeln zur Bestimmung von Neigungen. Kompasse, die schwimmfähig und wasserdicht sind, erweisen sich vor allem im Outdoor-Bereich und bei der Verwendung auf See als praktisch. Manche Ausführungen zeigen bei Schräglagen bis 20° noch zuverlässig die Richtung an, was im Gebirge vorteilhaft ist. Nützlich sind integrierte Lupen, mit deren Hilfe man Details auf Landkarten besser erkennen kann. Leuchtziffern und leuchtende Markierungen sind bei schlechten Sichtverhältnissen hilfreich.



Unser Praxistipp: Karte einnorden

Um mit einer zweidimensionalen Karte und einem Kompass arbeiten zu können, muss die Karte zuvor eingenordet werden. Karte und Gelände sind dann gleich ausgerichtet, was eine bessere räumliche Orientierung ermöglicht und dabei hilft, das Kartenbild in die natürliche Umgebung zu übertragen. Landkarten sind so aufgebaut, dass oben immer Norden ist. Außerdem verlaufen die Ortsnamen in den allermeisten Fällen von Westen nach Osten. Das können Sie sich beim Einnorden mit dem Kompass zunutze machen. Zuerst legen Sie das „N“ des Kompasses so auf die Karte, dass die Ortsnamen lesbar sind. Dann richten Sie den Kompass in einem rechten Winkel zu einem Ortsnamen aus. Anschließend drehen Sie sich mit angelegtem Kompass und der Karte um die eigene Achse – und zwar so lange, bis die Kompassnadel nach Norden zeigt. Die Himmelsrichtungen bestimmen Sie rechtsdrehend im Uhrzeigersinn nach dem Merksatz „Nie ohne Schuhe wandern“.



FAQ – häufig gestellte Fragen zu Kompassen

Was ist ein Peilkompass?

Ein Peilkompass ist ein Kompass mit dedizierter Peilvorrichtung, der eine besonders genaue Orientierung ermöglicht. Der Begriff wird alltagssprachlich jedoch nicht einheitlich gebraucht und referiert auf unterschiedliche Arten von Kompassen, etwa auf Marschkompasse oder Bussolen. Eine Bussole ist ein Präzisions-Peilkompass, der häufig in der Vermessungstechnik verwendet wird.
 

Welche Vor- und Nachteile haben Ferngläser mit integriertem Kompass?

Ferngläser mit eingebautem Kompass sind ein wichtiges Hilfsmittel im Segel- und Schifffahrtsbetrieb und gehören zur Ausrüstung von Rettungsdiensten. Sie erleichtern die Navigation und Orientierung auf dem Wasser und ermöglichen es, ein Zielobjekt anzupeilen und gleichzeitig Kurs darauf zu nehmen. Beim Hindurchschauen durch das Fernglas wird der Kompass direkt auf das Bild projiziert, was es ermöglicht, die Position des anvisierten Objekts unmittelbar zu bestimmen. Manche Ferngläser sind zusätzlich mit einem Entfernungsmesser ausgestattet, der bestimmt, wie weit das Objekt entfernt ist. Ferngläser mit integriertem Kompass haben aber auch Nachteile. Zum einen fällt die Bildqualität häufig schlechter aus, zum anderen kann die Kompassanzeige stören, da sie dem Objektiv überlagert erscheint. Außerdem sind solche Ferngläser häufig schwer und unhandlich.
 

Wie bestimme ich die Marschzahl?

Zur Bestimmung der Marschzahl markieren Sie Ihren Standort und den Zielpunkt auf der Landkarte und ziehen gegebenenfalls eine Linie. Dann legen Sie den Kompass mit der Längsseite auf die Verbindungslinie und drehen die Kompassrose, bis deren Nord-Süd-Striche mit den Nord-Süd-Linien der Karte übereinstimmen. Die Marschzahl lesen Sie nun mittels Visiereinrichtung ab.